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Die deutsche Erfahrung von „Befreiung“ (Liberation) unterscheidet sich von der unserer europäischen Partner. Zum einen hatte Deutschland den Krieg begonnen, der 1945 auf deutschem Boden zu Ende ging. Die ersten Begegnungen zwischen Siegern und Besiegten waren nicht nur ein Moment der Freude über das Ende des Krieges, sondern auch vom Gefühl der Niederlage, von Scham oder von Angst vor Rache erfüllt. Zum anderen trafen sich auf deutschem Boden die beiden Heere der Anti-Hitler-Koalition bestehend aus amerikanischen, britischen und französischen Soldaten im Westen und sowjetischen Soldaten im Osten. Sie trafen sich im April 1945 an der Elbe und besetzten Deutschland für fast 50 Jahre. Selbst wenn das im Moment des Kriegsendes nicht absehbar war, so folgte der Befreiung eine jahrzehntelange deutsche Beziehungsgeschichte mit den Siegern. Diese war zweigeiteilt, weil das Deutsche Reich in Folge des Krieges in eine Deutsche Demokratische Republik (DDR) und eine Bundesrepublik Deutschland (BRD) zerfiel. In der DDR war die „Befreiung vom Faschismus“ eine Staatsdoktrin, obgleich die Bevölkerung weiterhin in Unfreiheit unter einem repressiven Regime lebte. Die BRD fand nie einen gesellschaftlichen Konsens zu dem Begriff „Befreiung“. Und so ist im wiedervereinigten Deutschland der 8. Mai als Moment des Kriegsendes immer noch ein ambivalenter Erinnerungstag.

Leutnant Albert Kotzebue (mit Feldstecher in der Bildmitte) vom 273. Infanterieregiment der 69. Infanteriedivision verhandelt mit der sowjetischen Delegation um Oberst Iwan Karpowitsch, dem leitenden Politoffizier der 58. Gardeschützendivision (rechts), das weitere Vorgehen bei der Kontaktaufnahme zwischen sowjetischen und amerikanischen Truppen.
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Vier Regionen

Die spezifische deutsche Erfahrung des Kriegsendes und der anschließenden alliierten Besatzung sowie die lange Zeit geteilte Erinnerungskultur können unser heutiges Verständnis von „Befreiung“ um zusätzliche Aspekte bereichern. Liberation Route Germany beginnt seine Arbeit in vier Regionen:

  1. in der Region Eifel/Niederrhein, die um den Jahreswechsel 1944/45 schwer umkämpft und für die westalliierten Truppen zum markanten Erinnerungsort wurden
  2. auf Usedom zwischen Peenemünde und Swinemünde, wo in den letzten Kriegstagen Flüchtlingstrecks von den Kampfhandlungen eingeholt wurden
  3. entlang der Elbe zwischen Dresden und Torgau, wo sich die beiden Heere der Anti-Hitler-Koalition im April 1945 trafen
  4. in Berlin und Umland, wo die Rote Armee die letzte Großoffensive auf dem europäischen Schauplatz des Zweiten Weltkrieges führte und die Wehrmacht am 8. Mai schließlich kapitulierte

Perspektivisch werden wir diese vier Regionen mit dem europäischen Wegenetz der Liberation Route Europe verbunden.

Unser Leitbild

Wir zählen uns zur „Liberation Route Europe“ als eine vom Europarat zertifizierte Kulturroute. Im Verbund mit zahlreichen europäischen Partnerländern will Liberation Route Germany das Nachdenken anregen über den historischen Moment des Kriegsendes 1945, als alliierte Truppen die Diktatur des nationalsozialistischen Deutschen Reichs besiegten und den Völkermord an den europäischen Juden beendeten. Über ausgewiesene Routen wollen wir Interessierte an historische Orte führen, die eine Bedeutung für das Kriegsende hatten bzw. für die das Eintreffen alliierter Soldaten von einschneidender Bedeutung war.

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